Translate

Lehren ist schön! Didaktik-Tipps zum Hochschulseminar


Ich habe in den letzten Semestern reichlich Erfahrungen gesammelt, worauf bei der Konzipierung und Durchführung von Hochschulseminaren zu achten ist. Ich möchte diese Aspekte gerne teilen und freue mich auch über Vorschläge zur Erweiterung der Liste!
Genereller Semesterplan:
  • Erste Sitzung: Immer erst die Orga-Details klären, Überblick, Thema schmackhaft machen; nicht zu lange Vorstellungsrunde. 
  • Dann ab in die Inhalte - solange alle motiviert und frisch zu Semesterstart sind. Gern erstmal im Vorlesungsstil.
  • Referate: gerne gebündelt an bestimmten Tagen. Nicht zu früh damit beginnen. Am besten alle Referate zu einem Stichtag fertigstellen lassen, damit dann alle "abrufbereit" sind. Referate sollten zur vorletzten Sitzung gehalten sein, sonst passiert es, dass Referierende krank werden und ihr Referat nicht halten können.
  • Zum Ende des Semesters die "Nicies": Exkursion, Gast, Barcamps, sonstiges.
  • Letzte Sitzung (vor allem vor Klausur oder mündlicher Prüfung): Repetitorium
Die einzelne Sitzung:
  • Jede Sitzung strukturieren, am besten konstant, z. B. Aktuelles, Wiederholung, neuer INPUT, Pause, Übung, Übung besprechen:
    • Zu Beginn jeder Sitzung aktuelle Orga-Issues besprechen, das Tagesvorhaben und den Gesamtzusammenhang der Veranstaltung kurz herstellen.
    • Immer zu Beginn die letzten Sitzungsinhalte kurz wiederholen oder wenigstens ansprechen, um den roten Faden wieder aufzunehmen. 
    • Zum Wiederholen und auch zum "Wecken" bietet sich kahoot an, kleines Quiz, das auch zum Lachen bringen darf.
    • INHALTE. Gern im klassischen Vorlesungsstil. Gut eine Stunde. Immer mit einer anschließenden Pause und ÜBUNG.
    • Jede Übung ausgiebig besprechen und dazu nutzen, alles an Inhalten noch einmal zu wiederholen. - Ich nutze sehr gern Google-Slides für die Übungen, da sowohl ich als auch die Kommilitonen sehen, was "die anderen" machen (Perfekt für Kollaboration)
  • Nach ca. 90 Minuten immer eine Pause.
  • Immer pünktlich Schluss machen.
Gestaltung/(digitale) Tools/Umgang:
  • Es gibt viele gute YouTube-Videos und Tutorials. Es tut manchmal gut, eine Erklärung noch einmal von jemand anderes zu hören. Videos jedoch besser nicht länger als ca. 5-10 Minuten zeigen.
  • Brainstorming ist immer nett. Ich bin eine Freundin des analogen Sammelns auf bunten oder weißen Zetteln, die dann "öffentlich" sortiert und besprochen werden. Natürlich gibt es auch Digitools (mentimeter und andere Votingtools), aber diese Brainstorms kann man meist nicht sortieren.
  • Hausaufgaben: Etwas zum Lesen macht Sinn. Gut auch mit kahoot in der nächsten Stunde abfragen.
  • Referate: Lassen Sie doch mal Inhalte als prezi, als Erklärvideo, als Science Slam, als Video-Storyboard mit canva oder als Rollenspiel vortragen! Je nach Thema kann ein Katalog zusammengetragen werden, der als Basis für eine Spiele-Entwicklung (z. B. ein Quartett, eine Quizshow, Monopoly o. Ä.) dienen kann. Es hängt sehr von den Studis ab, welche Form der Referate passt. Je erfahrener die Studis, umso mehr kann auch mal eine Alternative angeboten werden.
  • Nicht zu laut sprechen, das hilft nicht gegen Gemurmel. Lieber direkt auf die Lautstärke ansprechen und bitten, draußen weiter zu reden. Es gibt auch gute Lavaliermikrofone mit Funk - das kann vor allem bei großen Gruppen das Stimmband schonen.
  • Nicht kumpelig im Umgang werden. Gern über Gruppensprecher einen direkten Draht per WhatsApp haben, aber nicht enger.
  • Bei Verspätung lieber gleich einen neuen Anfangszeitpunkt festlegen.
  • Zwischenevaluation: Mit ein paar Klicks auf Google-Forms erstellt. Praktisch zum Nachjustieren während des Semesters. Schützt auch vor einem negativen Feedback zum Semesterende.
Wenn alles funktioniert, ist es natürlich immer noch ein Restrisiko, dass den Studierenden irgendetwas nicht gefallen hat. Die Evaluation zu Semesterende offenbart immer Überraschungen, sei es zum Guten oder zum Kritischen. Eine gute Lehrkraft sollte Selbstkritik zulassen, von der Evaluation weder zu Höhenflügen aufbrechen, noch sich entmutigen lassen lassen - manchmal stimmt auch einfach die Chemie nicht.

Wenn aber doch, dann ist es der Traumjob und eine absolute Win-Win-Situation!

Ich danke meinen Studis für das erfolgreiche Semester. Es hat viel Spaß gemacht mit euch!




PREZI zum Thema!